(publiziert im Festführer anlässlich des 125-jährigen Jubiläums im Jahre 1987)
Nach mündlichen Überlieferungen soll bereits anno 1847 ein Hauptmann Wintsch von Bietenholz mit sieben oder acht Getreuen den Schützenverein Bisikon-Bietenholz gegründet haben. Zu diesen Gründern gehörten ebenfalls die Gebrüder Weilenmann, Bietenholz; Hans-Jakob und Georg Saurenmann, Vogelsang; Hans Heinrich Kuhn, Bisikon; Jakob Braunschweiler, Josen, Ober-Illnau sowie die Gebrüder Mäder, Hörnli, Ober-Illnau.
Bereits vor dieser Zeit, so die Überlieferung, sei schon geschossen worden, und zwar ob dem Hörnli, zusammen mit Illnau. Ob dies nur Militärschiessübungen oder Instruktionskurse waren, ist uns nicht bekannt.
15 Jahre später ist der Schützenverein Bisikon-Bietenholz erstmals urkundlich erwähnt. Das älteste und bekannte Protokoll, stammt aus dem Jahre 1862, was bedeutet, dass die offizielle Vereinsgeschichte erst mit jenem Jahr beginnt.
Sie schossen damals mit Vorderladern. Dass die Bisiker alle ’Förteli’ zu nutzen wussten, geht daraus hervor, dass sie statt einem deren zwei ’Schmutzblätzli’ um die Kugel wickelten und damit die Treffsicherheit wesentlich erhöhten. Damals wurde mit zwei Kalibern geschossen, und zwar mit dem alten Infanteriegewehr 18 mm Vorderlader und einer neueren Waffe von 10,2 mm Kaliber. Das letztere Modell wurde dann 1865 von Vorderlader auf Hinterlader umgebaut, und alle später in Gebrauch genommenen Waffen als Hinterlader konstruiert.
In jener Zeit schossen die Bisiker-Bietenhölzler auf dem freien Felde, zuerst von der Muren gegen den Hackenberg und später dann beim Schulhaus Bisikon. Mit den grossen Kalibern wurde auf 300 Schritt und mit den kleinen Kalibern auf 400 Schritt geschossen. Jedem Schützen gab der Kanton damals Pulver für 125 Schuss ab.
1879 waren die Schützen Bisikon schon so erstarkt, dass sie sich eine einheitliche Uniform in Form von grünen Blusen zulegten, die der Verein bezahlte und die jeder Schütze anlässlich der Schiessübungen zu tragen hatte. Wer in Zivil kam, hatte 50 Rappen bis zwei Franken Busse zu bezahlen, je nach Anlass. Dank ihrem Eifer und ihrer Hingabe zum Schiessen, wurden die Bisiker schon bald zu stark beachteten Konkurrenten.
Sie waren landauf und landab bekannt als die ’gefürchteten Grünen von Bisikon-Bietenholz’.
Im Jahre 1881 wurde die erste Fahne angeschafft. Erst namhafte Spenden ehemaliger Bisiker (zum Beispiel Metzger Mäder von Bisikon in Winterthur und Jean Mäder’s Onkel in Zürich mit je 50 Franken) sowie eine Geldsammlung in der Schulgemeinde Bisikon, ermöglichten den Kauf dieser Fahne für gute alte 350 Fränkli.
Die Verbesserung der Waffenwirkung machte es im Laufe der Jahre notwendig, die Sicherheitsvorschriften strenger zu fassen. Der Schiessplatz beim Schulhaus Bisikon wurde 1892 von Major Fiedler von Winterthur aberkannt, und auf Beschluss des Gemeinderates Illnau sollten alle Schiessvereine der Gemeinde im Bächli, Unter-Illnau, schiessen. Dagegen protestierten die Bisiker und schossen auf eigene Verantwortung in Bietenholz gegen den Roggenrain, bis dann im Jahre 1903 der Schiessstand Illnau als Gemeindeschiessstand eingeweiht wurde.
Zusammen mit den anderen Schiessvereinen der Gemeinde wurde 1884 erstmals ein gemeinsames Schiessen durchgeführt. Aus diesem ersten Gemeindewettkampf gingen die Bisiker mit einer Trefferquote von 93 Prozent als Sieger hervor, und auch in den nächsten Gemeindeschiessen von 1885 und 1886 war Bisikon im ersten Rang. Am Kantonalen Schützenfest in Pfäffikon von 1887 wurde unser damaliges Mitglied Heinrich Mäder Schützenkönig.
In den nachfolgenden Jahren mussten auch die Schützen Bisikon erfahren, dass man nicht jahrzehntelang von Sieg zu Sieg schreiten kann. So gab es auch wieder schlechtere Zeiten und erst in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg schienen sich die Erfolge wieder häufiger eingestellt zu haben.
Nachdem in der Kriegszeit 1914 bis 1918 die Vereinstätigkeit praktisch zum erliegen kam, war es nach Kriegsende nicht leicht, das Vereinsschiff wieder in Fahrt zu bringen.
Mit der Fahnenweihe von 1939 erlebte der Verein jedoch wieder einen neuen Höhepunkt. Aus alten Protokollen ist zu entnehmen, dass das Fest bei Teilnahme von elf Sektionen ein voller Erfolg gewesen sei. Zu dieser zweiten Fahne ist noch folgendes zu erwähnen: Als Symbolzeichen wurde das Wappen von Bisikon gewählt, ein stehender, weisser Rochen im roten Feld. Das grüne Band oben sollte an die ’Grünen von Bisikon’ erinnern. Gleichzeitig wurde auch der Name ’Schützenverein Bisikon-Bietenholz’ in ’Schützen Bisikon’ abgeändert, da der Verein auch Schützen von Moosburg und sonstige Auswärtige zu seinen aktiven Mitgliedern zählen durfte.
Das blühende Vereinsleben wurde durch den zweiten Weltkrieg im September 1939 erneut jäh unterbrochen. In den ersten beiden Kriegsjahren wurden jährlich lediglich zwei nur mässig besuchte Schiessübungen abgehalten, und der Jahresbeitrag von fünf auf einen Franken herabgesetzt. 1941 wurde das Endschiessen gemeinsam mit den Armbrustschützen auf deren Stand abgehalten, da für ein Schiessen mit Gewehr nicht genügend Munition zur Verfügung stand.
Der Kriegsschluss im Mai 1945 wurde durch die Bisiker Schützen mit dem Besuch des Feldsektionswettschiessens in Pfäffikon, bei schönstem Frühlingswetter, auf besondere Weise gefeiert.
Moderne Zeiten brachen an: Aus dem Jahre 1948 vernimmt man zum Beispiel, dass für die Begleitung von Fahne und Tambour of nur eine kleine Mitgliederzahl aufzutreiben war, zogen es doch viele Aktive vor, per Velo (!) an die Feste zu fahren, was auf das gemeinsame Auftreten auf dem Festplatz nachteilig wirkte.
Ein drittes Vereinsbanner, eine Standarte, wurde 1956, anlässlich einer Standartenweihe, aus der Taufe gehoben. Sechs Jahre später, im Juni 1962, erfuhr die Vereinstätigkeit einen weiteren, glanzvollen Höhepunkt: das 100jährige Jubiläum.
Der technische Fortschritt war auch im Schiesswesen nicht aufzuhalten. Die Einführung des Sturmgewehrs und die Umstellung von Zeigerbetrieb auf elektronische Scheibenanlangen waren hier sicher die markantesten Veränderungen der jüngsten Zeit.
Und wie vieles hat sich doch verändert, seitdem die Bisiker noch mit Vorderladern in der Muren schossen, oder seit der Zeit, als sie noch als ’die Grünen’ an den Schützenfesten weitherum bekannt waren oder mit dem Vetterli-Gewehr zu Fuss nach Pfäffikon marschierten. Eines ist jedoch bis auf den heutigen Tag gleich geblieben: Der Eifer und die Hingabe zum Schiessen und die Pflege einer guten und soliden Kameradschaft.